3 Fragen an Timo Schroedel, Head of Marketing Netto Deutschland
1) Seit Anfang des Monats reduziert Netto Deutschland die Papierprospekte von 32 Seiten auf nur eine Doppelseite testweise im Großraum Berlin. Welche Gründe spielten bei dieser Entscheidung eine ausschlaggebende Rolle? Gibt es schon Pläne für eine überregionale Anpassung der Angebotskommunikation Nettos nach dieser Testphase?
Das Projekt hat uns schon seit längerem beschäftigt. Anfangs ist diese Idee aus Gründen der Nachhaltigkeit sowie dem Anspruch entstanden, mehr Kundinnen und Kunden auch über die digitalen Kanäle zu erreichen. Der Go-live wurde jedoch aufgrund der steigenden Papierpreise enorm beschleunigt. Aktuell verfolgen wir den Piloten in Berlin und schauen uns die Umsatz- und Kundenentwicklung unserer dort ansässigen 43 Stores an. Momentan sind wir sehr positiv gestimmt. Jedoch benötigen wir noch etwas mehr Zeit, um den Erfolg oder Misserfolg beurteilen zu können und auf Basis der Ergebnisse eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Sollte der Test weiterhin positiv verlaufen, könnten wir uns vorstellen, diese hybride Lösung auch in anderen Ballungsräumen einzuführen. Einer Einführung in den ländlichen Regionen stehen wir aktuell noch eher kritisch gegenüber.
2) Welche Faktoren sind Ihnen bei der Auswahl der Kommunikationskanäle besonders wichtig?
Da eine Kundin oder ein Kunde im Schnitt sechs Kontaktpunkte benötigt, bis er oder sie zum Kauf animiert wird, ist uns Präsenz (im Sinne von Impressionen) in unserer Region natürlich sehr wichtig. Aber wir wollen unsere Kundinnen und Kunden natürlich genau dann und dort erreichen, wann und wo der Einkauf geplant wird. Daher müssen wir auch immer dann auffindbar sein, wenn wir gesucht werden. Deswegen sind neben Apps wie kaufDA auch SEO- und SEA-Optimierung wichtig.
3) Die Angebotskommunikation erlebt derzeit einen dynamischen Wandel. Was schätzen Sie: Wie erreicht und informiert Netto die Kund:innen in Zukunft am besten?
Wir denken, in der Zukunft wird der Multi-Channel-Ansatz immer wichtiger werden. Während in den ländlichen Regionen der klassische Prospekt noch deutlich länger seine Daseinsberechtigung hat, sind es vor allem die Ballungsräume, welche mehr über die digitalen Kommunikationskanäle bespielt werden müssen. Vor allem aber eigene Kommunikationskanäle wie beispielsweise Apps oder auch die Website werden noch weiter an Bedeutung gewinnen. Hier wird es wichtig werden, sich durch kreative Ideen abzuheben, um nicht die nächste „Kundenkarte“ im „digitalen Portemonnaie“ der Kund:innen zu werden.